Offener Brief für den Erhalt des Amerlinghaus

Die Gruppe Zwangsräumungen verhindern setzt sich für den Erhalt des Kulturzentrums Amerlinghaus ein. Wir haben einen offenen Protestbrief an die Verantwortlichen der Stadtregierung gesendet, die für die prekäre finanzielle Situation des Kulturzentrums verantwortlich sind.

Hier der Protestbrief:

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Zwangsräumungen verhindern!

Herr Bürgermeister Häupl!
Frau Vizebürgermeisterin Vassilakou!
Frau Stadträtin Frauenberger!

Wir die Gruppe Zwangsräumungen verhindern, setzen uns dafür ein, dass
Leute in ihren Wohnungen bleiben können. Wie Sie wissen werden in Wien
jährlich um die 2.500 Haushalte delogiert, davon rund 1.000 aus
Gemeindebauten. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Mieten zu
hoch sind.

Daher sind wir für radikale Mietensenkungen, auch für’s Amerlinghaus!

Das Amerlinghaus ist nicht nur für uns ein wichtiger Ort sondern ein
zentraler Treffpunkt für verschiedenste Gruppen die sich für eine
solidarische Gesellschaft mit unterschiedlichen Mitteln einsetzen: mit
Worten, Bildern, Theater, Musik, Diskussionsveranstaltungen etc. etc.

Wir nehmen an, dass Sie dies auch alles wissen und kritisieren stark,
dass Sie trotzdem diesen wichtigen Ort durch massive Personalkürzungen
zur Schließung zwingen wollen.

Wir fordern, dass die Subventionen erhöht und die Mietzahlung an die
Gesiba reduziert werden.

Außerdem sollte es in jedem Bezirk mindestens ein Kulturzentrum geben,
die so finanziell abgesichert sind, wie es die jeweiligen Benützer_innen
brauchen.

Nicht weniger Kulturzentren sondern mehr!

Und Sie wissen auch: Dass gegenwärtig nur noch 3 Teilzeit-Kräfte und 1
Vollzeit-Putzarbeiterin die Verantwortung für den gesamten Betrieb des
Zentrums mit seinen 70 Initiativen und einer Nutzer_innenfrequenz von
60.000 Menschen im Jahr tragen.
Die Grundkosten-Subvention ist seit vielen Jahren nicht angepasst,
sondern sogar gekürzt worden, während alle Kosten wie Miete,
Betriebskosten, Energie,… in diesem Zeitraum enorm gestiegen sind.

Nach Jahren des prekären Weiterarbeitens ohne Planungssicherheit wurde
auch für 2016 die Forderung nach einer ausreichenden
Grundkostenförderung für das Kulturzentrum nicht erfüllt. Die Kosten für
Löhne, Miete und Energie betragen mittlerweile um rund 10.000,- € mehr
als von der Gemeinde an Förderung gegeben wird.

Erschwerend kommt dazu, dass die Verhandlungen mit der GESIBA, an die
die Miete von der MA13 direkt überwiesen wird, um eine Mietreduktion,
eine gerechtere Aufteilung der Betriebskosten und dringend nötige
Renovierungen im März 2016 gescheitert sind. Gleichzeitig hält die
Gesiba aktuell einen Betrag von rund 200.000,- Euro zurück, der für
Reparaturen und Sanierungen vorgesehen wäre. Der Ausgang des laufenden
Verfahrens auf der Schlichtungsstelle ist ungewiss und zeitlich nicht
absehbar. Und auch seitens des kommerziellen Amerlingbeisl gibt es
keinerlei Entgegenkommen.

Das bedeutet für das Kulturzentrum nun, dass eine akute
Finanzierungslücke besteht, für die innerhalb kurzer Zeit eine Lösung
gefunden werden muss. Die Folgen von weiteren Personaleinsparungen wären
für das Zentrum verheerend und in ihren Konsequenzen gar nicht absehbar.
Durch eine weitere Stundenkürzung würden wir arbeits- und
handlungsunfähig gemacht, nicht zuletzt auch im Sinn der kritischen
Positionierung des Zentrums und seiner Parteilichkeit für prekarisierte
und marginalisierte Positionen. Ein Freiraum ist mehr als ein „bloßer“
Raum! Wir fordern die Anerkennung der wichtigen Sorge- und
Schnittstellenarbeit zwischen Kunst und Kultur, Sozialem und Bildung,
die hier generationenübergreifend, inter- und transkulturell sowie
zivilgesellschaftlich über „Szene“-Grenzen hinweg täglich geleistet wird.

Jahrelang wurde an allen Ecken und Enden gespart, um mit dem real immer
weniger werdenden Fördergeld auszukommen, während gleichzeitig der
Bedarf an Freiräumen steigt, die, entgegen der fortschreitenden sozialen
Verdrängung und Kommerzialisierung, einen sorgsamen und inkludierenden
Umgang miteinander in den Mittelpunkt stellen.

Daher ersuchen wir Sie in aller Dringlichkeit, die drohenden
Personalkürzungen im Kulturzentrum im Amerlinghaus abzuwenden und dafür
Sorge zu tragen, dass der Betrieb des Zentrums endlich nachhaltig mit
einer ausreichenden Grundkostenförderung gesichert wird.

Wir ersuchen Sie, uns über alle Schritte zu informieren, die Sie in
dieser Angelegenheit setzen.

Und nochmal sagen wir: mehr Kulturzentren statt weniger!!!

Zwangsräumungen verhindern! Wien, 23.6.2016

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